Donnerstag, 28. Oktober 2010

Zurück zu den Wurzeln: Arbeiten mit den Ahnen

Diesen Artikel schrieb ich vor einigen Jahren. Die vorliegende überarbeitete Fassung erschien letztes Jahr im Druidenstein.

When the fire´s dead and gone 
and the people are too
Who will call your name 
who will sing your song?
Moana - Ancestors
Wer denkt heute schon noch über seine Ahnen nach? Selbst wenn wir uns schon einmal mit ihnen beschäftigt haben,  erscheint es uns doch, als hätten sie ganz andere Leben gelebt, lebten sie doch zu ganz anderen Zeiten und unter gänzlich anderen Umständen als wir. Wir kennen unsere Großeltern und vielleicht noch die eine oder andere Urgroßmutter, wenn wir Glück haben. Der Rest unserer Abstammungslinie liegt oft im Dunkeln. Auf Fotos erscheinen sie uns ihren Zeitgenossen ähnlicher als uns, ihren Kindern. Und doch – vielleicht finden wir bei genauerer Betrachtung in ihren Gesichtern unsere Augen, oder ein Lächeln, nicht unähnlich dem unseren.
 In den letzten Jahrzehnten haben wir uns als Kultur von unseren Ahnen losgesagt. Unsere Großeltern leben möglicherweise im Altersheim, und selbst unsere Eltern sind uns manchmal fremd geworden. Das war nicht immer so normal. Noch vor der Industriellen Revolution war es völlig selbstverständlich, daß mehrere Generationen gemein-sam unter einem Dach wohnten; einem Dach, unter dem möglicherweise auch die Großeltern der Großeltern ihren alltäglichen Geschäften nachgegangen sind. Mit der Verstädterung ist eine Veränderung geschehen, die einer allmählichen, aber gründlichen Entwurzelung gleichkam. 
Seitdem hat unsere Kultur einen Großteil seiner ursprünglichen Kraft und Identität eingebüßt. Heute haben die Deutschen nur noch wenig Bewusstsein für die subtilen Vernetzungen die eine Familie mit sich bringt. Sie sagen sich von ihren Familien los, ziehen in eine andere Stadt, und glauben tatsächlich, sie damit losgeworden zu sein. Nie so werden wie Mutti. Natürlich ist diese Entwurzelung kein Deutsches Phänomen. Die gesamte westliche Welt leidet darunter.  Unsere Kultur bietet uns genug Anlass, uns als getrennt voneinander zu empfin-den und uns immer tiefer in uns selbst zu verkap-seln. 
Auch in anderen Kultur-kreisen gab und gibt es diese Tendenzen, aber viele traditionellere Gesellschaften haben sich ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Vorfahren erhalten. In den Vorstellungen vieler Völker wachen sie aus dem Totenreich über die Familie und geben ihnen wichtigen spirituellen Rückhalt. 
Wer den Disney-Film Mulan gesehen hat, kann sich vielleicht an die witzige Szene erinnern, in der Mulans Ahnen eine Familiensitzung einberufen und sich untereinander darüber streiten, wer denn nun dem Mädchen diese oder jene ganz unmögliche Eigenart vererbt hat. Gut, diese Szene stammt aus einem amerikanischen Kinder-film, veranschaulicht aber sehr schön, was traditionelle Kulturen uns Voraus haben: Das Bewusst-sein von Zusammenhalt und Familie über die gegenwärtig Lebenden hinaus; eine Verbin-dung, die bis zum Anbeginn der Menschheit zurückreicht. Und das Bewusstsein, dass all die Kraft, die aus dieser Verbindung herrührt, unser Erbe ist - genetisch, geistig und spirituell.
Von den Ahnen haben wir unsere Blutgruppe, unsere Augen, Nasen oder unsere Vorliebe für Schwarzwälder Kirschtorte geerbt. Möglicherweise haben wir von unserem Ur-ur-ur-Großvater das Talent zum Malen oder von einer entfernten Tante das verschmitzte Lächeln. Wir sind das Produkt ihrer Erfahrungen, Verfehlungen und Kämpfe. Und auch ihre ungelebten Bedürfnisse leben in uns weiter. Eventuell können wir in ihren Lebenswegen unseren eigenen Kampf um Liebe und Anerkennung gespie-gelt sehen. In all diesen Geschich-ten liegen Kraft und Heilung für uns verborgen. 
In der modernen Naturreligion sind die Ahnen eine wesentliche Kraftquelle. Als Druiden erkennen wir den Nutzen dieser Verbindung und schöpfen aus dem uralten Wissen derer, die vor uns gegangen sind. Viele von uns betrachten die Geister der Ahnen als real, denn wir wissen, dass es auf der spirituellen Ebene weder Zeit noch Tod gibt. Bei meiner Arbeit mit den Ahnen habe ich festgestellt, dass wir mit ihrer Hilfe tatsächlich die Vergangen-heit heilen können, indem wir mit ihnen verwobene alte Energien erlösen, die uns dann in der Gegenwart als Kraft zur Verfügung stehen.
Viele Druiden und Heiden glauben an Reinkarnation und so verwundert es mich nicht, wenn einige von sich sogar behaupten, ihre eigenen Vorfahren gewesen zu sein, wie meine Bekannte Eisfüchsin. Sie berichtete mir von Erfahrungen in ihrer Familie, die auf häufige Reinkarnation innerhalb einer Familie hin-deuten könnten: „Mein Ur-Opa fiel Weihnachten im ersten Weltkrieg. Mein Vater ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und hat jedesmal in der Vorweih-nachtszeit tiefste Depressionen. Er sagte öfter, dass er sein Opa ist. Ich wiederum sehe meiner Ur-Oma verblüffend ähnlich. Sie starb Anfang der 50er, kurz vor meiner Geburt.“
Im Universum geht offenbar nichts und niemand verloren. Nur das menschliche Bewusstsein mag dies oft nicht zu erfassen, denn es lebt in der Zeit. 
Praxis: Ein Ahnenaltar
Entstaube dein Familienalbum und suche alle alten Fotos deiner Angehörigen zusammen, besonders von denen, die du gar nicht oder nur wenig selbst kennen gelernt hast. Vielleicht finden sich ja auch einige ihrer Besitztümer, wie Urkunden, Schmuck oder ein alter Wanderstock.
Trage alles zusammen und errichte einen Altar mit den Fundstücken. Schaffe eine feierliche Atmosphäre. Zünde Kerzen an und dekoriere den Altar mit Blumen und vielleicht einigen Wurzeln. Dann stelle einen Spiegel zwischen all die alten Abbildungen und sieh dich selbst im Kreis deiner Familie.
Heiße sie willkommen und bitte sie, zu dir zu sprechen.
Öffne dich für ihre Weisheit. Vielleicht vernimmst du eine leise Stimme. Oder eines der Fotos zieht deine Aufmerksamkeit auf sich. Vielleicht sind es aber auch deine eigene Gesichtszüge aus denen das Wissen der Ahnen zu dir spricht.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Dann mal los...

Nun, wie fängt man einen Blog an? Nach langem hin und her überlegen habe ich mich entschlossen, es einfach zu tun - irgendwie. Mit den Worten, die gerade zur Hand sind. Und das sind um 1.20 Uhr nachts weißgott nicht viele.
Aber sei's drum... ein Anfang ist getan. Ich freue mich darauf hier in Zukunft meine Gedanken und Erlebnisse rund um meinen spirituellen Weg zu veröffentlichen; für die, die es interessiert, aber vor Allem auch für mich selbst, sozusagen als Tagebuchersatz.

Mal sehen, ich bin gespannt...

Gesegnete Grüße (und vielleicht bis zum nächsten Blog?)
Chris