Dienstag, 23. November 2010

Chris Freys fantastischer Seedgroup-Führer

Durch eine Unterhaltung mit einem anderen OBOD-Mitglied habe ich mich neulich mal wieder intensiver mit dem Thema Seedgroup auseinandergesetzt und gemerkt, dass ich dazu doch schon einige Erfahrungen gesammelt habe, die anderen vielleicht weiter helfen können.
Da in meiner eigenen Seedgroup einige Probleme aufgetaucht sind, die ich zwar für sehr normal halte, die aber in keinster Weise von dem OBOD-Ratgeber angesprochen werden - vielleicht sind Engländer einfach gelassener als Deutsche - habe ich den Chris-Frey-Führer für Seedgroups zusammengestellt (der allerdings wahrscheinlich alles andere als komplett ist). Hier ist er; aber Vorsicht, er ist etwas spitz formuliert.

1. Wo mehrere Menschen zusammenkommen, um etwas Gemeinsames zu erschaffen, wird es zwangsweise zu Auseinandersetzungen und Drama kommen.


Druidentum wird von Menschen gemacht, und wer nicht bereit ist, sich auf andere Menschen und ihre ganz eigenen Seltsamkeiten einzulassen, der wird es in einer Seedgroup, oder jeden anderen Gruppe, schwer haben.
Im Großen und Ganzen scheint es im OBOD zwei Sorten von Menschen zu geben (verzeiht mir bitte das Über-einen-Kamm-Scheren, ich tu's auch nie wieder):

Die ambitionierten Sucher (oft einzelgängerische Nerds oder Typen, die auch bei ihrer spirituellen Suche eine geschäftliche Effizienz an den Tag legen) die einen spirituellen Weg verfolgen und irgendwo ankommen wollen (Erleuchtung, magische Macht, Weisheit...).
Und die Genügsamen (oft in seltsamen Kleingruppen verschiedenen Alters namens Familie organisiert), die einfach eine schöne Alltagsspiritualität leben wollen, aber nicht unbedingt an spirituellem Wachstum und magischer Ausbildung interessiert sind.

Keiner dieser Ansprüche ist besser als der andere, beide haben ihren Wert, und in einer lebendigen Gruppe darf es Vertreter beider geben. Aber: es ist mitunter sehr schwierig, beiden gerecht zu werden. Ein Sucher muss bereit sein, seine hohen mystischen Ansprüche auch mal beiseite zu stellen, wenn es um Keksebacken mit den Kleinen zu Alban Arthan geht, und ein Genügsamer muss es auch mal ertragen können, wenn ein Sucher die Gruppe mit den Erkenntnissen seiner tiefschürfenden Trancemeditationen nervt.

In meiner Erfahrung ist das Aufeinanderprallen dieser beiden Interessengruppen im Mikrokosmos Seedgroup gleichbedeutend mit dem Versuch, die beiden Farbschichten einer Aura-Soma-Flasche zu verquirlen. Eine Einigung ist auf Dauer so gut wie unmöglich, aber vielleicht schafft man es, jeden in seiner Einzigartigkeit zu respektieren, und die Treffen mal für die eine Gruppe, mal für die andere, interessant zu machen.

2. OBOD ist besonders freigeistig. Das bedeutet, es wird besonders viel Verwirrung geben.


Wo immer keine festgelegten Regeln existieren, müssen diese von den einzelnen Mitgliedern aufgestellt werden. Und täuscht euch bitte nicht: Regeln existieren immer, auch wenn sie unausgesprochen bleiben. Es ist sinnvoller, eine Struktur zu schaffen; sie muss ja nicht übermässig komplex sein. Ein Minimum an Regeln hilft, den Frieden zu bewahren.

3. Der König ist tot! Es lebe der König!


Es gibt keine Hierarchie in Seedgruppen. Stimmt das wirklich? Tatsache ist, dass OBOD sehr viele Menschen anzieht, die Hierarchien und Autorität aufs Tiefste hassen und ablehnen. Dementsprechend unwillkommen ist oft der Gedanke, dass es vielleicht doch so etwas wie eine flexible, auf Erfahrung basierende Hierarchie geben könnte. Oder sogar der Gedanke, dass eine effektive Gruppe eine endgültige Instanz brauchen könnte, um Entscheidungen zu fällen.

Tatsache ist doch: Wir stehen alle an unterschiedlichen Punkten in unserer Entwicklung. Ein Ovate, der seit drei Jahren im OBOD ist und davor zehn Jahre Wicca gemacht hat, hat nun mal mehr Gruppenerfahrung, und sollte diese auch mit seiner Seedgroup teilen dürften. Hey, die Gruppe könnte sogar davon profitieren!
Aber genauso gut kann auch der OBOD-Neuling, der zwar keinen Schimmer vom Kreisziehen hat, aber dafür Heilpraktiker ist, an einem Abend die Führung übernehmen, an dem es um Homöopathie und alternative Heilweisen geht.
Wir sind alle gleichwertig, aber eben nicht gleich.

Außerdem gibt's noch die Sache mit der Persönlichkeit: Es gibt Leute, die von Natur aus Führungspersönlichkeiten sind. Genauso gibt es Menschen, die von Natur aus Vermittler sind (und so weiter, und so fort). Lasst zu, dass sie das tun, was sie am besten können. Findet heraus, in welcher Rolle ihr euch wohlfühlt, und übernehmt sie. Die Gruppe wird es euch danken.

4. Folgt den OBOD-Ritualen, oder kommt in Teufels Küche!


Ich sag's mal deutlich vorweg: Die Rituale in den Heften sind oft ziemlich unbrauchbar. Zumindest für Gruppen, die nicht aus 75 Erzdruiden, deren Großmüttern, der örtlichen Kindergartengruppe und einem 24-köpfigen Blasorchester bestehen (vielleicht ist das aber auch wieder so ein Engländer-Ding).
Wie viele Rollen kann eine - sagen wir mal  - vierköpfige Gruppe ausfüllen, ohne mit latenter Schizophrenie nach Hause zu gehen? Die Lösung: Die Rituale anpassen.

Und da beginnt es gefährlich zu werden. Denn plötzlich will Anneliese, dass das Friedensgebet weggelassen wird, weil ihr das nicht so gefällt, Horst möchte einen zusätzlichen Teil, wo geräuchert wird, und Inge verlangt von Sven, dass er gefälligst sein Schwert zuhause lässt, weil sie keine Waffen im Kreis haben will. Alles schön und gut, und vielleicht kann man das Alles unter einen Hut bekommen. Aber seid euch gewiss, dass es an diesem Punkt ziemlich kompliziert wird, und die Anzahl der Extrawürste mit jedem zusätzlichen Mitglied exponentiell in die Höhe schießt. Daher: Am besten man hält sich zumindest halbwegs an die Rituale im Heft, und ändert sie nur so weit ab, dass sie für die Anzahl der Leute funktionieren.
So werden die Rituale zu einer Instanz (von denen wir im OBOD sonst ohnehin keine haben). Wenn's scheiße läuft können wir immer noch sagen: Das haben die in England verbockt.

So, ich glaube das war's erst mal. Vielleicht fallen mir später noch weitere Punkte ein, aber diese sind für mich die Gravierensten, die sich in einem Jahr Seedgrouperfahrung und Aberzillionen Jahren sonstiger Gruppenerfahrung herauskristallisiert haben.
Ach ja, ich bin übrigens ein Sucher, für die, die es wissen wollen.

Mit dem Segen von Himmel und Erde
Chris

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